Das Kagyü Mönlam ist ein alljährliches Gebetsfest, bei dem bedeutende Sutren und Wunschgebete für das Wohlergehen aller Lebewesen und den Frieden in der Welt rezitiert werden. Es wurde im 15. Jahrhundert durch den 7. Karmapa Chödrak Gyamtso eingeführt und fand zunächst im Rahmen des „großen Zeltlagers“ der Karmapas an unter-schiedlichen Orten in Tibet statt, später im Kloster Tsurphu bei Lhasa. Im indischen Exil wurde diese Tradition von Kalu Rinpotsche im Jahr 1983 wieder aufgenommen. Seitdem werden die Gebetsfeste jährlich in Bodh Gaya durchgeführt, dem Ort, an dem Buddha Erleuchtung erlangte. Im Jahr 2004 hat Seine Heiligkeit, der XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dordsche die Leitung des Mönlams übernommen. Er hat inhaltliche Veränderungen eingeführt, Traditionen früherer Karmapas wieder belebt (z.B. Lamatänze zum Auflösen von Hindernissen aufzuführen) und das eigentliche Gebetsfest um ein Vor- und Nachprogramm ergänzt. Auf dieses Weise entfaltet er zunehmend seine erleuchteten Aktivitäten als Oberhaupt der Karma-Kagyü-Schule und  als traditionsübergreifend anerkannter spiritueller Meister.

So werden jetzt nicht mehr nur Liturgien der Karma-Kagyü-Schule, sondern Worte des Buddha selbst und Gebete von allgemein verehrten indischen Gelehrten und frühen tibetischen Meistern rezitiert; die tibetischen Texte wurden in die Sprache der Teilnehmer übersetzt u. v. m.
Im Vorprogramm zum Kagyu Mönlam 2010 wurde das 900-jährige Jubiläum der Einführung der Tulku-Tradition durch den 1. Karmapa gefeiert Zum Abschluss eines Mönlams führt Gyalwang Karmapa oft von ihm selbst gestaltete Rituale durch, die den Lehrern unserer Karma-Kagyü-Schule gewidmet sind. Am 1. 1. 2010 wurde unter seiner Regie ein Theaterstück über das Leben des bekannten tibetischen Yogi Milarepa aufgeführt, das  Karmapa selbst verfasst hat. In Unterweisungen im Rahmen des Gebetsfestes hat Seine Heiligkeit immer wieder wichtige neue Impulse für korrektes und heilsames Verhalten gegeben – z.B. durch neue Disziplin- und Kleidungsregeln für Ordinierte und die Herzensbitte an alle seine Schüler, sich so weit wie möglich vegetarisch zu ernähren und die Umwelt zu schützen.

In besonderer Weise fördert der XVII. Karmapa auch Nonnen in ihrem Wunsch nach voller Ordination und verbesserten Studienmöglichkeiten. Dieses Jahr durften sie zum ersten Mal überhaupt aktiv an Lama-Tänzen teilnehmen und im Anschluss an das Mönlam fand das historisch erste „Winter-Dharma-Treffen der Kagyü-Nonnen“ statt, benannt nach Arya Kshema, der weisesten und zuversichtlichsten Nonne im Sangha des historischen Buddha. Künftig werden bei diesen Treffen Debatten der Nonnen stattfinden, wie bei der Versammlung der Mönche vor dem Beginn des Mönlams.  

Gyalwang Karmapa nutzt die Gebetsfeste außerdem für mildtätige und ökologische Aktivitäten  – z.B. durch die Verteilung warmer Kleidung an Bedürftige, kostenfreie medizinische Behandlung der lokalen Bevölkerung, das Einsammeln von Müll usw. Dieses Jahr wurden Tiere kostenlos medizinisch behandelt und streunende Straßenhunde sterilisiert und geimpft, da diese für die starke Verbreitung der Tollwut

lichtermeer 

Weitere Informationen zum internationalen Kagyü Mönlam, das jährlich in Bodh Gaya stattfindet, finden Sie unter www.kagyumonlam.org